„Baba“ ist das bulgarische Wort für „Großmutter“ und „mart“ heißt auf deutsch „März“. Baba Marta ist die weibliche Figur, die in Bulgarien den März symbolisiert.

Laut Volksglauben ist der März der einzige Monat im Jahr, der als eine Frau personifiziert wird. Ihre Ankunft am 1. März wird immer noch in ganz Bulgarien (und auch in angrenzenden Ländern) groß gefeiert und damit der beginnende Frühling oder zumindest die Hoffnung auf diesen.

Die Frauen arbeiten an diesem Tag nicht und treffen einander, um in traditionellen Ritualen die junge frische Frauenkraft zu feiern. Dabei gibt es auch wunderbare Rituale, bei denen Frauen einander für das kommende Jahr als Freundinnen ihre Zuneigung und ihre Hilfsbereitschaft bestätigen. Dies wird von Zeremonien und traditionellen (Kreis-)Tänzen an Quellen, in Wäldern und in der freien Natur begleitet, was mittlerweile auch folkloristischen Charakter bekommen hat.

Auf diesem Youtube-Clip ist etwas von der ursprünglichen Kraft noch gut spürbar, obwohl der Tanz in den Frühling nicht in der Natur sondern auf einer Bühne stattfindet.

Am 1. März, dem Tag der Baba Marta schenken die Menschen einander sogenannte Martenizi(oder Martenka). Das sind Püppchen oder Scheiben mit Quasten, aus Wollfäden geflochtene Armbänder bzw. kleine Schmuckstücke.

Darin sind mitunter auch verschiedene Gegenstände, wie Münzen, getrockneter Knoblauch, Glasperlen, Eisenringe, Pferdschwanzhaare, Schneckenschalen usw. eingeflochten, die allesamt Glück bringen sollen.

Rot-weiße Symbole

Diese Symbole werden nach einem alten bulgarischen Brauch, der aus der Zeit vor dem 9. Jhdt.v.d.Z. stammen soll, im März jedes Jahres getragen — und zwar auf der linken Seite (dort, wo das Herz ist) oder als Armband auf dem linken Arm.
Die Farben dieser Symbole sind jeweils rot und weiß. Das sind die Farben der roten und der weißen Göttin. Weiß symbolisiert auch die weißen Haare der alten Göttin und steht damit für ein langes Leben. Rot zeigt sich in den roten Wangen der jungen Göttin und ist ein Zeichen für gute Gesundheit.

Die Farben lassen auch auf Schnee und Blut schließen, was den Übergang vom Winter in den Frühling symbolisiert. Mit dem Verschenken und dem Tragen dieser Symbole wollen die Menschen die Göttin Baba Marta als Personifizierung des Monats März mild stimmen. Denn man stellt sie sich entweder in der Gestalt einer alten, ärgerlichen und launischen oder einer jungen, zarten, freundlichen und lieblichen Frau vor — ganz so, wie sich uns auch der März mit seinem Wetter zeigt.

Das Verschenken der Symbole oder der Püppchen, die die Göttin darstellen soll, soll sie besänftigen, damit sie nicht zornig wird und Kälte über das Land schickt.

Der Ärger mit den Brüdern

Baba Marta ist vor allem für ihren launischen Charakter bekannt. Dem Mythos nach haben ihre beiden Brüder Januar und Februar (bekannt als der große und der kleine „Sechko“) in den Sachen von Baba Marta herumgewühlt und ihren Wein ausgetrunken. Und das hat sie wütend gemacht. Andererseits beruhigt sie sich schnell wieder, denn sie liebt auch ihre Brüder.

Diese Geschichte soll den raschen Wetterwechsel im März erklären. Wenn es ganz kalt wird, erinnert sich Baba Marta an den gestohlenen Wein, wenn sich aber die Sonne wieder zeigt, vergibt sie ihren Brüdern.

Bis die erste Schwalbe kommt

Die Zeichen der Baba Marta werden im Kreis von FreundInnen, in der Nachbarschaft, in Familien verschenkt. Dabei wünscht man einander: „Tschestita Baba Marta“ (Glückwunsch zum Großmütterchen März).

Erwachsene und Kinder tragen diese Symbole, sie werden an den Haustüren angebracht. Und man schmückt auch Haustiere mit ihnen. Sie sollen gute Gesundheit und Wohlstand bringen. Traditioneller Weise tragen die Menschen diese Symbole, um den Frühling herbeizurufen. Dieser ist endgültig und nachweislich da, wenn man den ersten Storch, die erste Schwalbe oder einen blühenden Baum sieht.

Dann (spätestens zum 1. April) gibt man die Martenizi der Natur zurück, z.B. indem man sie auf einen Baum oder Strauch hängt oder sie unter einen Stein legt. Dabei wünscht man sich selbst und dem Menschen, von dem man das Marteniza geschenkt bekommen hat, etwas Schönes.
Traditionell wird in Bulgarien am Morgen des 1. März auf dem Haushof ein Feuer mit viel Rauch gemacht. Über dieses springen alle dreimal, das Gesicht zum Sonnenaufgang gewendet.

Die Menschen bitten die Baba Marta damit, sie von bösen Kräften zu säubern und vor schlimmen Krankheiten zu schützen. Die Frau des Hauses bringt rote Gewänder und lässt sie auf den Bäumen und auf dem Zaun hängen. Danach schmückt sie die Kinder und neugeborene Tiere mit den von ihr gefertigten Martenizi.

Am 1. März gibt es auch in Rumänien, im Osten Ungarns, in der Ukraine und Moldawien ähnliche Traditionen Dort wird die Märzgöttin Mărţişor genannt. Das polnisch-russische Pendant zu Baba Marta ist Marzana, von der man den Brauch mit den rot-weißen Symbolen aber nicht kennt.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Andrea Dechant: https://artedea.net