Sucht als Chance

In dem Buch beschreibt Uwe Dolata, seinen „Werdegang“ zum Alkoholiker. Die Erkrankung beginnt schleichend – seinen ersten Rausch hatte er mit 15 Jahren, als er sich einer Motoradclique zugehörig fühlen wollte. Er wurde Polizist, und begann mit 23 Jahren seinen Dienst bei der Kriminalpolizei. Der Alkohol stand ihm bei seiner beruflichen Karriere immer mehr im Weg, und erschwerte auch sein Privatleben. Schließlich machte er einen Entzug und begann mit der Therapie in einer psychosomatischen Klinik im Schwarzwald, deren Leiter selbst Alkoholiker ist, und der die Klinik deshalb gründete, weil es zu der Zeit keine einzige gab, in der er sich selbst hätte wohl fühlen können.

In Hornberg nehmen nun viele Patienten aus allen Bevölkerungsschichten das Angebot wahr. Leider gelingt so eine „Wiedergeburt“ nicht in jedem Fall – ein Grund mehr, sich mit Hilfe dieses Buches schon mit der Erkrankung zu befassen, solange man noch der Meinung ist, sie sei im eigenen Umfeld kein Thema.

Mit großer Offenheit beschreibt Uwe Dolata, wie es ihm erging, als er immer mehr trank, weil er dazu gehören oder sich etwas schön trinken wollte, und wie er die intensive Zeit in der Klinik mit Einzel- und Gruppengesprächen oder bei der Gestaltungstherapie erlebte.

Nachdem er entlassen wurde, begann ein neuer Lebensabschnitt für ihn. Er nimmt weiterhin die Unterstützung einer Suchttherapeutin der Caritas in Anspruch, nimmt an den Treffen des Kreuzbundes teil, dessen Art und Weise der Arbeit ihm mehr zusagt, als die der Anonymen Alkoholiker. Er lässt sich zum Suchtkrankenhelfer ausbilden, wird Gruppenleiter beim Kreuzbund, und hält Vorträge. Dolata steht zu seiner Sucht, und es ist ihm bewusst, dass es auch zu einem Rückfall kommen kann.

Auf falsche Freunde legt er keinen Wert, er hat gelernt: Ich muss nicht von allen gemocht werden. Es gibt keinen Grund, wieder zur Flasche zu greifen, nur, weil ihn nicht alle für den Größten und Besten halten. Mit eindringlichen Worten, beschreibt der Autor sein Leben „außerhalb der schützenden Glocke“ der Klinik, und wie die Menschen in seinen unterschiedlichen Lebensbereichen auf seine Rückkehr reagiert haben.

Ein berührendes Buch, das alle, die an sich selbst bemerken, dass sie vielleicht zu oft und zu tief ins Glas schauen, lesen sollten. Vielleicht hilft es ihnen, sich rechtzeitig einzugestehen, dass sie Hilfe brauchen, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Genauso wichtig ist es, für ihnen nahestehende Menschen, die unter der Sucht ihrer Angehörigen oft genauso leiden, und oft nicht einmal wissen warum, da der Süchtige, wie es auch Dolata beschreibt, von Schuldgefühlen geplagt wird, und die Krankheit oft lange Zeit so gut er kann, vor anderen und sogar vor sich selbst verbergen möchte.

Co-Alkoholiker zu sein, ohne über die Erkrankung des anderen etwas zu wissen, oder davon zu ahnen, ist ein hartes Brot, und meiner Meinung nach brauchen sie genauso Hilfe und Unterstützung, wie der Erkrankte selbst, denn nach dem Klinikaufenthalt müssen neue Wege miteinander gefunden werden. Viele Beziehungen gehen leider auch auseinander, da die Belastung sehr groß ist.

Dass das Buch schon in der sechsten Auflage herausgegeben wurde, zeigt, dass das Thema Sucht und vor allem der Alkoholismus in unserer Gesellschaft mehr Raum einnimmt, als vielen von uns bewusst ist. In dieser Auflage hat der Autor noch ein ergänzendes Kapitel hinzugefügt. Inzwischen hat er es geschafft, sechzehn Jahre lang trocken zu bleiben, und allen Widrigkeiten des Lebens ohne seinen vermeintlichen Freund, dem Alkohol, zu begegnen.

Uwe Polata engagiert sich in der Politik, und wurde zum hauptamtlichen Suchtpräventionsbeauftragten seines Landkreises ernannt. Da sein Innerstes, seine verletzte Seele, die ihn zum Süchtigen gemacht hat, nach einem Ausdrucksmittel suchte, fand er für sich die Malerei. Seine Bilder zeigt er in Ausstellungen, die er mit Lesungen unter dem Motto: „Innenansichten eines Suchtbetroffenen“ kombiniert. Das ZDF hat sein Buch inzwischen sogar verfilmt.

Möge seine Geschichte vielen Betroffenen, ihren Familien und Freunden eine große Hilfe auf ihrem Weg sein, und dabei helfen, manches Unglück zu verhindern, weil die Probleme rechtzeitig auf den Tisch kommen.

Stationen einer Wiedergeburt
Sucht als Chance
Uwe Dolata
Mit einem Nachwort von Andreas Winter
ISBN-10: 3938396156
ISBN-13: 978-3938396155
Mankau Verlag, Murnau

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Unsere Autorin Sonja Göppert-Bethge ist Heilpraktikerin mit verschiedenen Schwerpunkten. Hier gibt’s weitere Informationen über sie und ihre Arbeit: www.heilpraxis-erdmannhausen.de