Nachdem ich mal wieder lange, verschlungene Landstraßen tief in die Provinz nehmen und mich mehrmals verfahren musste, um die wahren Antworten auf die Krise zu finden, wollte ich es von meinem sechsten Visionär nun höchstpersönlich wissen: Warum sitzt die Weisheit oft so weit ab vom Schuss? Graf Georg Thurn-Valsassina lebt im Herzen des niederösterrei­chischen Waldviertels auf einer von sattgrünen Fichten umstandenen Burg. Er schaut hoch von seinem Serviettenknödel, und selbstverständlich hat er eine Erklärung. Weil sich nur dort die natür­lichen Energien so rein auswirken und den menschlichen Geist befruchten wie be­freien. Kein Wunder, so der adelige Vordenker, dass die ver­meintlichen Trendsetter, die sich ihre Büros in den Szenestadtteilen der Groß­städte suchen und Tür an Tür mit ihresgleichen denken und arbei­ten, auch auf die immergleichen Ideen kommen und auf der Stelle treten. Die Energien seien dort einfach dieselben.

Die unsichtbare, visionäre Kraft, die uns beeinflusst

Das ist interessant. Denn Thurn-Valsassina, zurzeit einer unserer progressivsten Architekten, spricht von einer unsichtbaren Kraft, die uns Menschen offenbar beeinflusst und inspi­riert. Den Effekt hat wohl jeder schon einmal erfahren: Fernab vom Üblichen kommt man plötz­lich auf völlig neue Gedanken. Thurn-Valsassinas Vision selbst hat mit jenen unsichtbaren Ener­gien zu tun. Er will sie durch seine Bauwerke bündeln. Dadurch soll das menschliche Bewusst­sein positiv ver­ändert werden, um doch noch im letzten Moment den Planeten zu retten. Das geht, sagt er, das lasse sich sogar wissenschaftlich beweisen.

„Unsere Gesellschaft hat großen Be­darf, in die Harmonie zurückzu­finden“, weiß Thurn. „Ein Hilfsmittel dafür ist die Archi­tektur, denn sie hat große Bedeutung als Schwin­gungsträger. Das wird leider vollkom­men un­ter­schätzt. In alten Zeiten war dieses Wissen noch vorhanden. Heute hat man sich beim Bauen auf moderne Ästhetik und bloße Funktio­nalität festgelegt, sodass die Wir­kung, die Archi­tektur definitiv hat, nicht zur Geltung kommt. Dieser Trend begann schon in der Barockzeit. Die Fürsten und die Kirchen wollten protzen und zeigen, wer sie sind. Ich fürchte, da verloren die Bauwerke ihre Kräfte.“

Unzureichende Symptombekämpfung

Wer bei der unzureichenden Symptombekämpfung der globalen Megakrise ungeduldig und die stets gleichen Antworten leid geworden ist, der muss sich auf der Suche nach wirklich neuen und nach­haltigen Lösungsansätzen öffnen. Der kommt gar nicht umhin, das alte Welt­bild, das uns in die Krise brachte, infrage zu stellen, es zu ergänzen und neue Horizonte zu erobern. Der muss auch das zulassen können, was vom Mainstream bisher argwöhnisch be­trachtet wurde. Und seien es hilfreiche Kräfte, die man nicht mit bloßem Auge sieht, von denen kluge Menschen jedoch behaupten, dass sie existieren.

Mir war von vornherein klar, dass neben den genialen Umweltaktivisten, den unermüdlichen Menschenrechtlern, den cleveren Agrar­wissenschaftlern und rebellischen Ökonomen auch diejenigen gehört werden müssen, die sich mit dem Feinstofflichen, Spirituellen und Philo­sophischen befas­sen. Denn auch das ist ein Teil des Lebens. Ein Teil allerdings, der in unserer auf materielles Wachstum getrimmten westlichen Welt in Vergessenheit geraten ist, zur Lösung der drängen­den Probleme unserer Zeit aber in großem Maße beitragen könnte.

“Wahrer Wandel ging nie vom Mainstream aus.”

So gesehen hat die provinzielle Wohnsituation der Visionäre eine noch größere Bedeutung. Sagt doch der Philosoph Ervin Laszlo, den ich in der tiefsten Toskana aufspürte: „Wahrer Wandel ging nie vom Mainstream aus, sondern passierte immer erst an den Rändern.“ Die 15 Visionäre, die ich weltweit besuchen durfte, kommen von diesen Rändern. Niemals haben sie sich gemein gemacht mit dem Herkömmlichen oder zufrieden gegeben mit den bisherigen Ant­worten. Zwar hatten und haben es die Randgestalten immens schwer, die Ideen jedoch, die sie in der Peripherie ent­wickeln konnten, sind atemberaubend. Und wann, wenn nicht im Zuge einer sich verschärfenden globalen Krise, wäre der richtige Zeitpunkt gekommen, um die probaten Lösungen endlich von den Rändern in den Mainstream zu holen.

Wer sind diese Visionäre?

Da ist der Mikrobiologe, der dem drohenden Ernährungskollaps mit vertikal in die Höhe ra­genden Agrartürmen entgegentreten will. Da ist der Biophysiker, der eine wirksame und daher von der Pharmaindustrie bekämpfte Erfin­dung gemacht hat, die tödliche Krank­heiten besiegen kann. Der Manager, der die zum Teil hochschädliche Massenkosmetik leid ist und mit einer selbst kreierten reinen, schamanistischen Kosmetiklinie das Energiefeld der Menschen klären will. Da ist das Ehepaar, das sein Leben einer völlig nach­haltigen, aber bisher ungenutzten Energieform opfert, die die Menschheit aus der Abhängig­keit von Öl, Kohle und Atomstrom herauszubringen vermag: der überall im Äther vorhandenen freien Energie.

Der Gründer des Alternativen Nobelpreises, der mit dem E-Parlament, einem globalen Online-Netzwerk demokratisch gewählter Abgeordne­ter, ganz konkret in die öko­logische Gesetzgebung eingreift. Da ist das Wunderkind, das seit seinem vierten Lebens­jahr unermüdlich gegen die Armut kämpft. Da ist der Ökonomie-Nobel­preisträger, der sieben Mo­nate im Jahr unterwegs ist, um für eine neue Weltwirt­schaftsordnung zu werben und die Ungerechtigkeiten der Globalisierung zu zertrümmern.

Ich halte es für skandalös, dass diese unbequemen Vordenker, die ich „Die wahren Visionäre unserer Zeit“ nenne, bisher so gut wie gar nicht in den meinungsbildenden Gazetten vor­kommen oder in die politischen Talkshows eingeladen wur­den, um über wirk­same Lö­sungen für die Weltkrise zu diskutieren. Und es ist Zeugnis der Macht der Besitz­stands­wahrer, dass es diesen Frauen und Männern auf dem Wege zu einer neuen Erde oft sehr schwer gemacht wurde. Das alles könnte einen hoffnungslos werden lassen. Doch begegnet man diesen charis­matischen und zumeist noch unbekannten Visionären persönlich, schaut man ein wenig über den eigenen Tellerrand hinaus, eröffnen sich plötzlich wieder Perspektiven.

Wandel in Richtung einer sozialen und gerecht handelnden Weltgemeinschaft

Wie auf der Burg von Georg Thurn-Valsassina, dessen hochener­getisch konstruierte Bau­werke – Bürogebäude, Kapellen, Banken – auch Skeptikern spürbar beweisen, dass sich menschliches Be­wusstsein und Verhalten beeinflussen lassen und einen Wandel in Richtung einer sozialen und gerecht handelnden Weltgemeinschaft einleiten können. Die wirkliche Renovierung des Systems Menschheit läuft noch nicht, da ist sich der Architekt sicher. Der Schock der multiplen Krisen sitze womöglich nicht tief genug.

Noch sieht er zwei Energien gegeneinander arbeiten, die alte und die neue. „Die Lust derer, die Milliarden scheffeln, ist so groß, dass sie nicht loslassen. Es wird nur drauf gewartet, nach der Krise die alten Systeme wieder herzustellen“, sagt er. „Der Eindruck hat sich verschärft, dass wir alle Manipulierte sind, die mit aller Kraft von wenigen Fadenziehern unten gehalten werden. Der Normal­gebildete hat aber ein An­recht darauf zu erken­nen, was mit ihm passiert.

Ich mache den Menschen Mut, sich auf die Energien einzulassen, die in das neue Be­wusstsein der Selbst- und der Welterkenntnis führen. Es lohnt sich, denn in dem neu­en Welt­bild sind wir selbst mit allem verbunden. Wir haben durch unseren Geist die Kraft, Einfluss zu nehmen auf den Schöpfungsprozess. Damit trägt der Mensch evolutionäre Verant­wortung. Der frei­wer­dende Geist hat alles Potential in sich. Das gilt es zu mobilisieren.“

Für solche Statements lohnen sich Reisen selbst in die tiefste Provinz. Und vielleicht ist unsere Gesellschaft ja inzwischen so durchlässig für das „Neue von Rändern“ geworden, dass Leute wie Georg Thurn-Valsassina bald auch in den Talkshows sitzen werden und zur Masse sprechen dürfen.

 

Martin Häusler
Die wahren Visionäre unserer Zeit

Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag

416 Seiten, Format 13,5 x 21,5 cm
21,95 € (D) 22,60 € (A) / 37,90 sFr
ISBN 978-3-942166-02-7, WG: 1937

Das Buch ist erschienen im Scorpio-Verlag

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